
Neumärtyrer Ewgenij von Tschetschenien
von Gregor Fernbach
Es folgt eine Geschichte über den Mut und den Glauben eines jungen Mannes im post-sowjetischen Russland, dessen Andenken wir am 23. Mai und 20. August feiern.
Ewgenij, zu deutsch Eugen, ist ein männlicher Vorname griechischen Ursprungs (altgriechisch Εὐγένιος), mit der Bedeutung ,edel‘, ‚wohlgeboren‘. Seinem Namen alle Ehre machte der junge russische Soldat Ewgenij Alexandrowitsch Rodionow, dessen Leidensweg wir mit diesen Zeilen umreißen möchten.
Ewgenij Alexandrowitsch Rodionow wurde dreißig Minuten nach Mitternacht, am 23. Mai 1977, im Dorf Satino-Russkoje in der Nähe von Moskau geboren. Sein Vater, Alexander Konstantinowitsch, starb eine Woche nach der Nachricht vom Tod seines Sohnes. Seine Mutter Ljubow Wassiljewna berichtete, dass Ende der 1980er, als der Junge elf Jahre alt war, er von seiner Großmutter mit in die Kirche genommen wurde und von ihr anschließend ein Kreuz geschenkt bekam. Der Junge wollte es gleich zur Schule tragen, doch seine Mutter warnte ihn davor, dass kommunistische Behörden auf solche Dinge schroff reagierten. Ewgenij trug es dennoch und weigerte sich seinen damals atheistischen Eltern gegenüber trotzig, das Kreuz abzunehmen, vielmehr tauschte er nach einer Weile sogar die Kette gegen eine stabilere Kordel aus, um das Kreuz auf keinen Fall zu verlieren.
Ewgenij besuchte neun Klassen der Mittelschule, arbeitete anschließend in einer Möbelfabrik als Polsterer und absolvierte schließlich eine Ausbildung zum Kraftfahrer. 1995, Jewgenij war gerade achtzehn Jahre alt, wurde er zum Wehrdienst in die russischen Streitkräften einberufen. Kurz vor diesem Wendepunkt in seinem Leben, wurde Ewgenij auf eigenen Wunsch hin getauft. Seine militärische Grundausbildung genoss er in einer Grenzschutzeinheit im Kaliningrader Gebiet, früher Ostpreußen. Gegen Ende des Ersten Tschetschenienkriegs (1994-1996), nach Abschluss seiner Ausbildung, wurde Jewgenij an die tschetschenisch-inguschische Grenze, nahe des Dorfes Galaschki verlegt.
In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1996, gerade sechs Monate nach seinem Dienstbeginn, waren …